Colonial Presents: Artistic and Curatorial Interrogating

Ist es möglich, das Museum, ein koloniales Wissensunternehmen per excellence, zu dekolonisieren? Können künstlerische und kuratorische Praktiken mögliche Wege bieten, um solche Prozesse in Gang zu setzen, oder stabilisieren sie moderne/koloniale Rahmenbedingungen? Wie können wir uns als Künstler*innen mit dem ethnografischen Museum im Humboldt Forum, einem rekonstruierten Kaiserpalast im 21. Jahrhundert, auseinandersetzen? Ein dekolonialer Ansatz zielt nicht darauf ab, einen aktuellen Zustand zu verbessern, sondern hinterfragt die Daseinsberechtigung des Museums, untersucht seine Rolle bei der Konstruktion und dem Export rassistischer Wissensregime und antwortet mit Ideen für mögliche Zukünfte. Durch die Lektüre und Reflexion von Autor*innen wie Suzanne Césaire, Aimé Césaire, Silvia Rivera Cusicanqui, Franz Fanon, María Lugones, Nelson Maldonado Torres, Walter Mignolo, Aníbal Quijano und Linda Tuhiwai Smith sowie durch Begegnungen mit eingeladenen Wissenschaftler*innen und Künstler*innen diente dieser Kurs als Grundlage für die Entwicklung künstlersicher Arbeiten, die sich mit dem Paradoxon des Schaffens innerhalb kolonialer Institutionen auseinandersetzen.

Kooperation

Das Seminar hatte sowohl eine theoretische als auch eine künstlerisch-praktische Dimension und wurde im Tandem mit dem Kurs „Zeichnen Farbe Fläche - Spatial Drawing“ unter der Leitung von Elaine Bonavia (TFD) angeboten, der zu der gemeinsamen Ausstellungsintervention „Mingled Living Forces“ innerhalb der Ausstellung „Leerstellen.Ausstellen“ im Humboldt Forum führte.
Die Speakers Series: Colonial Presents war ein integraler Bestandteil des Seminars, der es den Studierenden ermöglichte, mit Künstler*innen und Forschenden, die sich mit den Themen befassen, in Kontakt zu treten und zu interagieren.

Methodologie

Die Arbeit wurde nach der Methode des „flipped classroom“ durchgeführt, bei der die Studierenden die Hauptverantwortung für ihr Lernen übernahmen. In jeder Sitzung übernahmen ein bis zwei Studierende die Führungsrolle, ein bis zwei andere Studierende die Rolle der Antwortenden, zwei weitere waren für die Dokumentation zuständig und einer war für die Kommunikation und die Überbrückung aller Anliegen der Online-Teilnehmer*innen verantwortlich. Die Aufteilung der Sitzungen und Verantwortlichkeiten wurde so choreografiert, dass jede*r Studierende jede Rolle mindestens einmal übernahm.
Neben dem Erwerb von Kenntnissen über die zentralen Begriffe und Strömungen der dekolonialen Theorie sowie einer Einführung in die hiesigen deutschen Debatten zur Museologie kolonialer Sammlungen entwickelten die Studierenden Analyse-, Kritik- und Präsentationsfähigkeiten und übten, eine Brücke zwischen ihren theoretischen und künstlerischen Arbeiten zu schlagen.
Eine vorherige Auseinandersetzung mit den Themen war nicht erforderlich.

Lektüre

Optionale Lektüre

Fachgebiet

Theorie und Geschichte

Zeitraum

WiSe 2022/2023

Format

Theorie- und Praxisseminar

Ort

hybrid, Mart-Stam-Raum, weißensee kunsthochschule berlin, Leerstellen.Ausstellen. Humboldt Forum

Leitung

Juana Awad

Studierende

Aline Suter, Diwali Hasskan, Raras Umaratih, Paulin Fichtner, Sofia Mariaca Ewel, Eva Dobler , Imad Alfil, Mohamad Halbouni, Hami Mehr, Melis Kiran, Quang Vinh Giang, Bar Esh

Mitwirkende

Eduardo Alves Guimarães, Josefine Apraku, Pêdra Costa, Ibou Diop, Fogha Mc Cornilius Refem, Nicole Pearson, Maike Schimanowski, Jocelyne Stahl, Luisa Ungar (Speaker Series: Colonial Presents)

Zugehörige Artikel

  • Kunstpräsentation als politische Arena
  • Speaker Series: Colonial Presents
  • Text

    Juana Awad